Klostergalerie zeigt Arbeiten von Pater Meinrad Dufner

Kreuze, Gips und Krücken

ST. OTTILIEN – Einen Kreuz-weg der besonderen Art gibt es derzeit in der Klostergalerie der Erzabtei St. Ottilien unter dem Titel „Kreuz – Verkreuzungen“ zu sehen. Besonders deshalb, weil der Künstler aus den eigenen Reihen kommt: Pater Meinrad Dufner ist Mönch der Abtei Münsterschwarzach in Unterfranken.

Seine Bilder, Skulpturen und Figuren zeigen auf ungewöhnliche Weise die Karwoche von Gründonnerstag bis Ostersonntag. Die Galerie St. Ottilien stellt seit Jahren zur Fastenzeit Kreuzwege aus. Zur Passion, zu Tod und Leben „präsentieren die Künstler die unterschiedlichsten Lösungen. Jeder hat seinen eigenen Stil, seinen eigenen Zugang dazu“, erläuterte der Leiter der Klostergalerie, Pater Cyrill Schäfer.

Die Objekte von Pater Meinrad werden ohne Untertitel präsentiert. „Frommes, längst bekannt, hat man oft gesehen. Zu oft? Durch das eigene Schauen erkennt man Neues, stellt sich Fragen, es geht kreuz und quer. Es gibt Verkreuzungen, die jeder aus seinem eigenen Leben kennt, manchmal auch Kreuz-Verquerungen, die einem wie eine Zumutung vorkommen“, sagte der Künstler.

Selbst interpretieren 

Die Betrachter seiner Arbeiten sollen sich das eigene Entdecken zutrauen, die eigene Interpretation.Jedes seiner Objekte ist eine Herausforderung, da dieser Kreuzweg nicht unbedingt der gewohnten Sichtweise entspricht. Das Abendmahl an Gründonnerstag zeigt die Köpfe der Apostel, deren Farben vom Dunkel ins Helle übergehen. Ihre Gesichter haben das Antlitz der Skulptur des Sklaven von Michelangelo als Vorbild. Die Arbeit zum Karfreitag bildet Jesus aus Gips und recycelten Materialien ab. 

Auf einem großen Gemälde nimmt sich ein moderner Judas mit einer Pistole das Leben. Maria und Maria Magdalena sind in einer Person vereint, eine Mauer ist mit Graffiti bemalt, und in der Ecke blüht ein kleiner Blumenstrauß als Zeichen der Hoffnung. 

Mülltonnen, in denen Kreuze „entsorgt“ werden, erscheinen wie Sinnbilder für die derzeitige Situation des christlichen Glaubens. Zum Ostersonntag tanzen Figuren auf einem bunt bemalten Untergrund, der eine Kreuzform aufweist. 

Pater Meinrad fügte Figuren des Gekreuzigten zu einer Himmelsleiter zusammen, darunter liegt der schlafende Jakob. Das Grab Christi inszenierte er als Installation, wiederum mit Christuskörpern sowie Krücken und Gehstöcken der vergangenen 100 Jahre aus der Krankenabteilung des Klosters Münsterschwarzach. 

Der Zufall spielt mit

Der Künstler arbeitet mit vielfältigen Materialien: Gips, Stein, Plastik, Holz, Farben. Er ist ein großer „Freund des Zufalls“, seine Werke entstehen aus Intuition. Für ihn ist wichtig: „Was löst das Bild in mir aus, wenn ich es betrachte?“ Viele verschiedene Gedanken, Meinungen, Interpretationen waren schon am Eröffnungstag von den Besuchern zu hören.

Pater Meinrad ist 1946 geboren. 1966 trat er in die Benediktinerabtei Münsterschwarzach ein. Er studierte Philosophie und Theologie in St. Ottilien, Würzburg und Bonn, war Leiter des Schultheaters am Gymnasium und als Kunsterzieher tätig. Seit 1991 ist er spiritueller Begleiter im Recollectiohaus in Münsterschwarzach. Seit dieser Zeit ist er in seinem Atelier künstlerisch tätig. 

Gabriele Rabl

Info: Die Ausstellung „Kreuz – Verkreuzungen“ in der Klostergalerie St. Ottilien kann bis 10. April besucht werden. Sie ist Montag bis Samstag von 10 bis 12 und von 13.30 bis 17 Uhr, am Sonntag von 10.30 bis 16 Uhr geöffnet. 

11.03.2023 - Bistum Augsburg